Mehr als 1200 Zuschauer erlebten die Komödie „Doppel-Zimmer“
Vor mehr 1200 Zuschauern präsentierte am Dienstag- und Mittwochabend (12.+13.01.2010)die Komödie im Bayerischen Hof aus München die amüsant-skurrile Komödie „Doppel-Zimmer“ im Nienburger Theater.
Um ein Fazit vorweg zu nehmen:
Das Stück zeichnete sich durch schwarzhumorige Spitzen, bisweilen surreale Übertreibungen und jede Menge Klamauk aus. Erst im zweiten Teil erschloss sich dem Zuschauer eine theatralische Tiefe, die sich in Bezug auf die ersten 55 Minuten versöhnlich auswirkte.
Was war passiert?
Heiner Lauterbach schlüpfte in die Rolle des Professor Meinunger.
In der ersten Szene sprang er aus einer Holzkiste, an seinem Körper trug er einen Munitionsgürtel, in der rechten Hand befand sich ein Säbel und den Kopf krönte ein Sombrero.
Spielort ist ein Krankenhaus-Doppelzimmer, das mit allerlei Accessoires wie ein riesiger Stoff-Esel, Trommeln, Kongos und einem alten Grammophon ausgestattet war.
Die Situation gestaltete sich befremdlich und unnatürlich.
Es trat die neue Chefärztin Dr. Huhn (Dana Golombek) auf.
Sie hatte nur einen Spleen: Löwenzahnallergie. Der verrückte Zivildienstleistende Ben (Philipp Danne) polterte ständig in die Szenerie, Musik hörend und im Jugendjargon sprechend. Schwester Isabella (Juliane Trimper) bediente als vollbusige Sächsin, die kein Blut sehen kann, alle Register des Klamauks.
Wäre da noch der schluffige Hausmeister Herr Otto (Christoph M. Ohrt), den nichts aus der Ruhe bringen kann.
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der drohende Verkauf der Privatklinik nach dem Tod des Chefs Schneyder Senior.
Sein Sohn stattet allen im Besitz der Familie befindlichen Kliniken inkognito einen Besuch als Patient ab, um zu beurteilen, welcher Klinikchef als Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft in Frage kommen könnte. Professor Meinunger ist sehr an dem verantwortungsvollen Posten interessiert und veranlasst, für den „besonderen Gast" alles zu tun.
Als Herr Otto (Vladimir Weigl) erscheint, ist es so weit.
Alle sind vorbereitet. Um „die Laus", also den verkleideten, scheinbaren Schneyder Junior, in dem Doppelzimmer auszuspionieren, will der Professor eine „Wanze" installieren.
Da kommt ihm der schrullige Hausmeister Herr Ernst gerade recht.
„Wanze ist nicht unbedingt ein Traumjob", entgegnet Herr Ernst motivationslos.
Der erste Teil des Stückes war eindeutig zu schwach, um ihn ins Comedy-Genre zu stecken, und zu ausdrucksstark, um von feinsinnigem, komödiantischem Humor zu sprechen.
Viele Aphorismen, Doppeldeutigkeiten, anzügliche Anspielungen, Plattitüden und Effekthascherei ließen die vermeintliche „Krankenhaussatire" zu einer klamaukigen Klamotte avancieren, denn die für eine Satire erforderliche Gesellschaftskritik wurde nur am Rande geübt.
Der zweite Teil brachte die Wende.
Zwischen Dr. Huhn und dem Professor wurde eine frühe Liebe aufgearbeitet, Hausmeister Ernst verkleidete sich als Pfarrer und spielte mit Schwester Isabella „Romeo und Julia" nach, und Zivi Ben entpuppte sich als der gemeinsame Sohn von Dr. Huhn und Prof. Meinunger.
Zur Überraschung der Zuschauer stellte sich heraus, dass der vermeintliche Herr Otto in Wirklichkeit ein ehemaliger Filmproduzent, und Hausmeister Herr Ernst der wahre Otto Schneyder Junior ist.
Das Ende der Geschichte: Die Klinik wird nicht verkauft.
Bei diesem Stück handelt es sich um eine gewagte, amüsant-komische und bisweilen grenzwertige Inszenierung, die eine Gratwanderung zwischen Ulk und anspruchsvollem Humor absolvierte.
Wer Charakterdarstellungen von Heiner Lauterbach und Christoph M. Ohrt erwartete, wurde enttäuscht.
Zweifelsohne waren die schauspielerischen Leistungen in Bezug auf die Vorlage von Autorin Stella Muller sehr gut, und es gelang, den interpretationsreichen Stoff des Stückes nicht ins Alberne abfallen zu lassen.
Die Zuschauer der Aufführung am Mittwoch ließen sich amüsieren und spendeten einen ausgiebigen Schlussapplaus.
Michael Duensing
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