Tanzmusical „Footloose“ riss im Theater mit
Ein Tanz-Musical mit poetischem Anhauch gab es am Sonntagnachmittag (17.01.2010) im Theater auf dem Hornwerk.
Die MusicalCompany und die Live-Band des Theaters für Niedersachsen (Hildesheim) brachte „Footloose“, eine Bühnenbearbeitung des Filmdrehbuches von Dean Pichford durch denselben und Walter Bobbie, übersetzt von Frank Thannhäuser.
Regie führte Tim Zimmermann.
Es wird die Geschichte von Ren erzählt, der mit seiner Mutter von Chicago nach Elmore zieht, einem tödlich langweiligen Städtchen in Oklahoma.
Dort herrscht, seit vor Jahren vier Jugendliche auf der nächtlichen Heimfahrt verunglückten, ein Verbot von Tanzveranstaltungen.
Ren, musik- und tanzbegeistert, lehnt sich gegen das Verbot auf. Dass er sich in Ariel, die Tochter des das Verbot entschlossen verteidigenden Pfarrers, verliebt, versteht sich von selbst.
In die recht belanglose Geschichte wird eine kleine, anrührende Tragödie eingebaut: einer der verunglückten Jugendlichen war der Sohn des Pfarrers und der Bruder von Ariel, Bobby. Ren versucht den Gemeinderat zu überzeugen, dass das Tanzverbot unsinnig ist. Als das nicht gelingt, geht er auf den Pfarrer zu, und als dieser schreit: „Lass mich doch allein!", antwortet er: „Das sind Sie doch schon!"
Der Pfarrer geht in sich, erinnert sich an die schönen Augenblicke beim Angeln mit seinem Sohn und an den Anfang seiner Ehe und erkennt, dass sein Leben seither falsch gewesen ist.
Er widerruft von der Kanzel das Verbot, und am Ende tanzen alle, Pfarrer inklusive, auf dem Abschlussball der Schule.
Die selbstkritische Umkehr ist die Botschaft des Stückes.
Poetischer Höhepunkt war, als Ren und Ariel auf der Brücke über den Fluss stehen, Ariel zeigt, dass sie Gedichte über Bobby an die Brückenpfeiler geschrieben hat, und sie sich ihre Liebe gestehen.
Als Tanzmusical steht die Produktion in der Tradition, die einst von „Hair" eröffnet wurde. Die Machart ist gefällig bis spritzig, wenn man sich auch gewünscht hätte, dass der dröhnende Sound der Band bei einigen Stücken nicht 80% der Textaussage verschluckt hätte.
Das Ensemble war in Musik und Tanz perfekt aufeinander eingespielt.
Es gefiel durch seine sympathische Ausstrahlung und war beflügelt von mitreißender Spielfreude.
Besonders überzeugend waren zwei Simultanszenen, bei denen jeweils zwei Personengruppen abwechselnd in Aktion traten.
Anton Perez gab den Rocker Chuck mit lässig herausfordernden Gesten.
Franziska Juntke gestaltete die Rusty mit witziger Mimik und eindrücklicher Stimmgestaltung.
Jens Krause bot den Pfarrer Moore: der sittenstrenge Prediger gelang ihm genauso wie der am Ende zu innerer Umkehr und zum Neuanfang Motivierte.
Michaela Linck gefiel in ihrer Rolle als sensible, ausgleichende und mütterliche Pfarrfrau wie auch als die glitzernde Sängerin Irene im Country-Club.
Fredrik Wickerts spielte den Willard umwerfend komisch, wie er darstellt, was „Mama sagt". Jens Plewinski gab den Ren McCormack als lebensfrohen und die anderen mitreißenden jugendlichen Rebellen.
Den Höhepunkt bot Merle Hoch als Pfarrerstochter Ariel: die verträumte junge Frau, die gegen den väterlichen Zwang Aufbegehrende, die verschämt Liebende und vor allem die zärtlich-poetisch sich an ihren Bruder Bobby Erinnernde.
Das Publikum, um die 500 Personen, darunter auffällig viele Jugendliche, ließ sich bezaubern, schnipste und klatschte mit und steigerte seinen stehend gespendeten Schlussapplaus zu Begeisterungsrufen.
Wolfgang Motzkau-Valeton
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