Ohnsorg-Theater begeisterte 460 Zuschauer mit tiefgreifender Komödie
Am Donnerstagabend (11.03.2010) gastierte das beliebte Ohnsorg-Theater mit der hintergründigen plattdeutschen Komödie „De arme Ridder“ von Stefan Vögel vor rund 460 Gästen im Nienburger Theater.
Die Inszenierung zeichnete sich insbesondere dadurch aus, dass neben pointenreichem Humor der Kern der Geschichte einen ernsthaften und zugleich emotional berührenden Inhalt hatte.
Spielort ist das Alten- und Pflegeheim „Freudenau".
Jeden Sonntag treffen sich die besonnene Elisabeth (Uta Stammer), der sehr kurzsichtige Norbert (Peter Wohlert), der leicht senile und schusselige Franz Josef (Mogens von Gadow) und der versnobte Adlige Ritter Ludwig Bernhard Freiherr von Schwitters-Elblingen (Wilfried Dziallas) zu einer Partie „Trivial Pursuit".
Schwester Isolde (Meike Meiners) achtet penibel darauf, dass die Bewohner auch immer pünktlich ihre Medikamente zu sich nehmen. Nach dem Spiel lässt sich der verwöhnte Freiherr Ludwig stets sein Essen von einem Menü-Dienst bringen.
Allerdings stolpert unerwartet die quirlige Paula (Birte Kretschmer) zur Tür hinein und nicht wie erwartet der übliche Bote Jürgen.
Ludwig ist enttäuscht darüber, denn er hatte zu Jürgen ein schon fast freundschaftliches Verhältnis.
Hinzu kommt, dass der extravagante Ludwig keinen Besuch mehr bekommt, denn seine Frau ist bereits gestorben, und seine Tochter schaut auch nie vorbei.
Paula und Ludwig könnten unterschiedlicher nicht sein, jedoch entwickelt sich ein Gefühl der Annäherung.
Da Ludwig sehr gebildet ist, wünscht sich Paula Unterricht von ihm, um den Schulabschluss nachzuholen.
Am Ende schafft sie die erste Prüfung mithilfe des ehemaligen Schuldirektors, doch plötzlich bekommt Ludwig einen Schwächeanfall.
Nach seiner Feier anlässlich seines 75. Geburtstages kommt er nur schwerlich darüber hinweg, dass seine Tochter Franziska ihn nicht besuchte.
Es kommt heraus, dass er in der Vergangenheit seine Familie für eine andere Frau im Stich gelassen und das gesamte Vermögen verjubelt hat.
Es gelingt jedoch, den Kontakt zur Tochter aufzubauen, sodass die Geschichte ein versöhnliches Ende erfuhr.
Auf der einen Seite überzeugten die Schauspieler mit ihrer äußerst witzigen Interpretation der Ruheständler, insbesondere Mogens von Gadow, der mit viel Spielwitz den zerstreuten, aber liebevollen Franz Josef gab. Auf der anderen Seite wurden das Alleinsein im Alter und das Generationenverhältnis lebensnah behandelt.
Die Wechsel zwischen ausgelassener Heiterkeit und berührender Melancholie erzeugten eine theatralische Tiefe, die bei plattdeutschen Komödien eher unüblich ist.
Um so mehr ist die Wertigkeit dieser Inszenierung besonders hoch einzuordnen.
Die Zuschauer ließen sich von dem Stück mitreißen und belohnten die Akteure mit einem langen Schlussapplaus.
Michael Duensing
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