„Heeresmusikkorps 1“ im Theater
Prächtigen Bläserklang gab es am Donnerstagabend (28.10.10) im Theater auf dem Hornwerk. Das „Heeresmusikkorps 1“ (Hannover) gab sein traditionelles Wohltätigkeitskonzert, diesmal zugunsten der „Lebenshilfe“, des Christlichen Jugenddorfwerkes und der Nienburger Tafel. Veranstalter war die Stadt, die Sponsoren waren die Sparkasse Nienburg und die HARKE. Die Leitung hatte Oberstleutnant Manfred Peter.
Das gefällig zusammengestellte Programm begann mit dem „Kärtner Liedermarsch" von Anton Seifert, expressiver Militärmusik.
Es folgte die Ouvertüre zu „Die diebische Elster" von Gioachino Rossini.
Mit strahlendem Tutti-Klang und delikaten Soloeinlagen verband sich eine viermal erklingende wirbelnde „Stretta", eine köstliche Weiterentwicklung der „Mannheimer Walze". Dann gab es von Alfred Reed die fünfteiligen „Armenischen Tänze", weitausgreifende Tongemälde mit hübschen Einlagen, in denen Vogelstimmen erklingen.
Der folgende Konzertwalzer „An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß Sohn wurde plastisch gestaltend geboten.
Unter dem Titel „Gershwin in Concert" erklangen die bekanntesten Weisen des Komponisten mit ihrem mitreißenden Schwung. Von Jens Soethe, der selber im Orchester als Flügelhornist mitwirkte, erklang der erfrischende Marsch „Grüße aus Hannover".
Nach der Pause (und erneut als Zugabe) erklang „Der Pappenheimer" von Michael Haydn, der trotz seiner lakonischen Kürze den zauberhaften Duft der frühen Klassik ausstrahlte.
Von A. Boubill und C.-M. Schönberg gab es dann das Musicalmedley „Miss Saigon". Gegenstand ist eine bittersüße Liebesgeschichte am Ende des Vietnam-Krieges. Die glatte Tonalität des Werkes wird durch Anleihen aus der vietnamesischen Musik und im Marsch im Mittelteil durch eine unüberhörbare Inspiration durch die Marschklänge in den Werken Dmitri Schostakowitschs aufgelockert.
Der leise Zweifel sei erlaubt, ob die Verbindung einer Liebesgeschichte mit dem bis heute nicht wirklich aufgearbeiteten Krieg in Vietnam nicht etwas trivial ist.
Leroy Anderson steuerte „Irische Waschfrauen" bei, das mit einer typisch irischen Volksweise anhebt und in einem rasenden Wirbel endet. Es folgte „McArthur Park" von Jimmy Webb, bei dem Dirk Flügge als Solist auf dem Flügelhorn und auf der Trompete begeisterte.
Der Samba „Tico tico" von Zequina Abreu und „Mambo Jambo" von Perez Prado bildeten mit ihren lateinamerikanisch-heißen Rhythmen einen fetzigen Ausklang.
Das Publikum, 380 Personen, ging begeistert mit. Sein lebhafter Applaus und der minutenlange Schlussbeifall war mit Pfiffen und „Bravo"-Rufen untermischt.
Der Versuch des Ensembles und seines Leiters, dem Ganzen durch das Abspielen der Nationalhymne am Ende einen patriotischen Touch zu geben, wirkte etwas aufgesetzt.
Und: Wo steht, dass Zivilisten bei der Hymne zu stehen hätten?
Wolfgang Motzkau-Valeton
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