„Die Arschkrampen“ polarisierten im Nienburger Theater
Am Freitag- und Samstagabend (19.+20.11.2010) gastierten Dietmar Wischmeyer und Oliver Kalkofe als Proll-Duo „Die Arschkrampen“ vor insgesamt mehr als 1100 Zuschauern im Nienburger Theater.
Um ein Fazit vorwegzunehmen: Die Komiker polarisierten mit ihrem derben Humor das Publikum.
Zahlreiche Plätze blieben nach der Pause leer, auch während des zweiten Teils verließen einige Zuschauer den Saal.
Der Grund: Wischmeyer und Kalkofe platzierten ihren niveaulosen Sprachwitz nahezu permanent unter der Gürtellinie.
Anarchistischer Ferkel-Humor ist vielleicht eine treffende Umschreibung für das, was die Comedians an den beiden Spieltagen auf die Bühne brachten.
Belangloses Philosophieren über die Tücken des Alltags wurde gepaart mit Kraftausdrücken, die weit ab jeglicher Geschmacksgrenzen waren.
„Versager", „kaputte Sau" oder „Schweinepriester" waren dabei die harmlosesten Ausdrücke.
„Man, kann das Leben scheiße sein", monierte Dietmar Wischmeyer zu Beginn des Stückes, der in die Rolle des Kurt Krampmeier schlüpfte. Oliver Kalkofe gab den leicht naiven Gürgen Ferkulat - kurz Ferkel.
„Meine Leber kriegt Trockenrisse", beschwerte sich Kurt, als er in der Schankwirtschaft „Bei Gertrud" nichts zu trinken bekommt.
Der übermäßige Genuss von Bier wurde verherrlicht, Frauen verbal erniedrigt und Farbige diskriminiert.
Sätze wie „Nicht frech werden, Kleiner, sonst scheiß' ich dir in den Kopf" oder „Für die Neger ist die Dunkelheit die beste Tarnung" waren Standardphrasen.
Dieses Niveau zog sich durch das komplette Programm.
Ekelhaftes wie beispielsweise die Szene, als Kurt sich den Dreck zwischen den Zehen mittels einer groben Feile mit entsprechenden Hintergrundgeräuschen entfernte, würzten den Comedyabend der Geschmacklosigkeiten. Und auf die Frage, was Kurt denn wohl sagen würde, wenn er dem allmächtigen Herrgott gegenüberstehe, antwortete Kurt: „Weg da, ich muss pissen."
Fraglich bleibt, welche Intention die beiden Herren hatten, dieses Programm zu präsentierten.
War es die persiflierte, sarkastische und schwarzhumorige Überzeichnung einer vermeintlichen Unterschicht?
Oder war es gar nur der kindliche Drang, sich über alle Geschmacksgrenzen hinwegzusetzen, um in Kostümen den Irrwegen der niedersten Gedanken freien Lauf zu lassen.
Vielleicht von beidem etwas.
Das Publikum reagierte zwiegespalten.
Auf der einen Seite gab es pikierte Mienen, auf der anderen Seite grenzenlose Begeisterung, die sich nach der Vorstellung auch in dem Erfüllen zahlreicher Autogrammwünsche äußerte.
Kalkofe und Wischmeyer haben mit ihren „Arschkrampen" sicherlich eine feste Fangemeinde, doch für viele Theatergäste wird es wohl der erste und letzte Theaterbesuch bei dem Komiker-Duo gewesen sein.
Michael Duensing
Quelle: 1