„Die Fledermaus“ gefiel auf dem Hornwerk
Einen wunderbar verspielten Theaterspaß gab es am Mittwochabend (17.11.2010) auf dem Hornwerk.
Das „Theater für Niedersachsen“ (Hildesheim) brachte die Komische Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß (Sohn).
Mit von der Partie waren Chor, Orchester, Jugendballett und Statisterie.
Regie führte Volker Vogel;
es dirigierte Matthias Wegele.
Die Fäden der Handlung, die sich bunt vermischen: das Stubenmädchen Adele möchte Künstlerin werden, der Notar Dr. Falk will sich an Gabriel von Eisenstein wegen eines erlittenen Unbills rächen, der Tenor und Gesangslehrer Alfred ist hinter Rosalinde, Eisensteins Frau, her, Eisenstein und Rosalinde wollen sich wegen vermuteter Untreue an den Kragen, und Prinz Orlofsky will ein Fest geben. Außerdem muss Eisenstein einen mehrtägigen Arrest antreten, Alfred wird mit ihm verwechselt und eingelocht.
Das heitere Spiel gipfelt in einem rauschenden Maskenball.
Am Ende sind alle Verwicklungen und Verwechslungen gelöst und alle versöhnen sich.
Das Werk, ein Dauerbrenner der Operettenbühnen, ist musikalisch leichte Kost. Die Ariosi, Duette, Terzette und Ensembleszenen werden von Strauß immer zu einem strahlenden Stretto hinaufgeführt, was natürlich jedes Mal zu begeistertem Szenenapplaus führt.
Die unverwüstliche Qualität der Komposition besteht darin, dass die Walzer-, Polka und Csardasklänge raffiniert instrumentiert sind und mit zündendem Rhythmus vorgetragen werden.
Eine sympathische Eigentümlichkeit des Werkes, die durch die Inszenierung glänzend herausgearbeitet wurde, ist, dass da nichts zum Nennwert geboten wird.
Die Dialoge und Gesangszenen parodieren sich unablässig selbst und blicken sich gleichsam ironisch über die Schulter.
Das Ensemble agierte in dem raffiniert biedermeierlichen Bühnenbild mit Tempo,Witz und perfektem Zusammenspiel.
Dorothee Schlemm spielte und sang den Prinzen Orlofsky mit schöner Stimmgestaltung. Tanja Westphal war Ida, Adeles Schwester. Witzig, wenn auch etwas unmotiviert war, dass sie als Marlene-Dietrich-Verschnitt auftrat. Roman Tsotsalas gab den Notar Dr. Falke mit souverän raumfüllender Geste.
Jan Kristof Schliep war der Advokat Dr. Blind, der so spielte wie er hieß.
Jorge Garza gestaltete die Rolle des Gesangslehrers Alfred als gnadenlos witzige Parodie auf den italienischen Belcanto.
Piet Bruninx gab den Gefängnisdirektor Frank als rechten Schwerenöter; köstlich, wie er nach dem Fest etwas derangiert herumtaumelt.
Jörg Heppe war in der Sprechrolle des Gefängniswärters Frosch umwerfend komisch. Annabelle Pichler gestaltete die Rosalinde. Anfangs durch die Avancen Alfreds etwas gekitzelt brillierte sie dann auf dem Maskenfest als stimmgewaltige ungarische Gräfin.
Drummond Walker bot den Gabriel von Eisenstein schauspielerisch perfekt, wenn man auch zu hören meinte, dass er gegen Ende an Stimmkraft verlor.
Das Ereignis des Abends war Regine Sturm als Stubenmädchen Adele. Ihre schauspielerische Leistung wurde noch überboten durch ihren wunderbar beweglichen Operettensopran, den sie ausdrucksstark zur Geltung brachte.
Das Publikum, um die 380 Personen, ließ sich von dem turbulenten Geschehen auf der Bühne in den Bann schlagen, lachte, klatschte und spendete minutenlangen begeisterten Schlussapplaus.
Wolfgang Motzkau-Valeton
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