Aufführung von zwei Einaktern fand trotz Erkrankung des Hauptdarstellers statt
von SAbine Lüers-Grulke
Nienburg. Der Regisseur musste selbst einspringen: Weil Hauptdarsteller Josef Hofmann als „Alfred Tetzlaff“ in der Komödie von Wolfgang Menge wegen einer plötzlichen Erkrankung nicht zur Verfügung stand, stellte sich Peter Nüesch von der Landesbühne Rheinland-Pfalz selbst auf die Bühne des
Nienburger Theaters.
© Sabine Lüers-Grulke/Die Harke
Es wäre auch schade gewesen, denn immerhin 380 Zuschauer hatten sich eingefunden. Sie sahen zwei Einakter: Zunächst „Das Hähnchen“, seinerzeit die allererste der Folgen aus der Fernsehserie „Ein Herz und eine Seele“, und nach der Pause noch den „Tapetenwechsel“.
Während die original Folgen aus den 70er-Jahren stammen und teilweise sogar noch in schwarz-weiß gedreht wurden, gab es jetzt auf der Bühne ein buntes Bild, das aber dennoch ganz den Geist jener Zeit atmete: Karierte Schondecke auf dem Sofa, ein hässlicher Cocktailsessel, in der Küche mit grünem Plastik bezogene Stühle rund um einen Tisch, auf dem eine geblümte Lacktischdecke prangt. Hausfrau Else (Ursula Michelis) trägt Lockenwickler im Haar und eine Kittelschürze, Tochter Rita (Leonie Huber) dagegen kniehohe, sexy Stiefel und der Schwiegersohn eine Trevira-Hose mit Schlag.
Dass „Michi“ (Nikolas Knauf) angeblich ein Anarchist ist, sieht man ihm nicht so an wie seinerzeit Dieter Krebs in der Fernsehserie. Else dagegen ist so fürsorglich und naiv wie man sie kennt und muss sich auch in der Bühnenfassung Alfreds Beschimpfungen wie „du blöde Gans“ und „du dumme Kuh“ gefallen lassen.
Dass diese Art von Humor nicht jedem gefällt – auch heute noch nicht –, liegt auf der Hand. „Ekel Alfreds“ rassistische und unflätige Äußerungen wie „Das ist kein Mensch; das ist ein Türke“ sorgen natürlich für Lacher. Dennoch sträuben sich einem die Nackenhaare, wenn Nüesch alias Tetzlaff erzählt, dass er nicht mehr zum Kegeln geht, weil man dort auch „einen Itaker und einen Kanaken eingeladen“ habe. Und die Pizza aus der Taverne von Alfredo schließlich schmeckt ihm „wie vollgepisste Wolldecke“.
Dass solch ultrakonservatives, eher rechtes Gedankengut heute bei manchen Menschen tatsächlich Eingang gefunden hat – ganz ohne Witz –, hatte sich Autor Wolfgang Menge Anno 1970 wohl nicht vorgestellt. Witze über die „Sozis“ und ihren Bundeskanzler mit dem „Künstlernamen“ Willy Brandt dagegen kann man heute kaum noch nachvollziehen.