Komödie amüsierte gleich in zwei Aufführungen das Nienburger Publikum im ausverkauften Theater
von Sabine Lüers-Grulke
Nienburg. „Das Zeug ist überall“, stöhnt Herbert Herrmann. Und richtig, Geldscheine liegen in der Komödie „Als ob es regnen würde“ zunächst nur harmlos herum, dann fallen sie von der Zim-merdecke und quellen aus Schränken. Wohin mit all der Kohle? Darauf gaben am Sonntag und Montagabend in zwei Vorstellungen im Nienburger Theater er und Nora von Collande die Antwort.
© Sabine Lüers-Grulke/Die Harke
Alles beginnt ganz normal: Anästhesist „Bruno“ (Herrmann, der auch Regie führt) kommt von der Arbeit nach Haus, im selben Moment betritt auch Ehefrau „Laurence“ (von Collande), von Beruf Schulleiterin, das schicke Loft. Ein herrenloser Hundert-Euro-Schein auf dem Tisch erregt die Aufmerksamkeit: Ist der vielleicht vom Bücherregal heruntergeweht worden? „Hundert Euro ändern nichts“, befindet Laurence, und so wird der unverhoffte Geldsegen sogleich im Restaurant verprasst.
Als am nächsten Tag aber Scheine im Wert von mehr als 1400 Euro auftauchen, werden die Beiden unruhig. Steckt vielleicht ihre nur spanisch sprechende Haushaltshilfe „Teresa“ (Marie Wolff) dahinter? Das Ehepaar verdächtigt schließlich jeden, einschließlich sich selbst.
Richtig absurd wird es, als am dritten Tag Geldscheine im Wert von über 30 000 Euro wie von Geisterhand aus dem Fernsehschränkchen geblasen werden. Laurence will das Geld am liebsten loswerden, wirft es kurzerhand in den Müll. Doch Bruno erliegt dem Ruf des schnöden Mammons und geht erstmal shoppen. Als „Gewinner einer göttlichen Tombola“ meint er, das Geld verdient zu haben – irgendwie. Und kommt mit Einkaufstüten der exklusivsten Designer nach Haus. Auch seiner Frau will er eine Freude machen, doch beim Anblick des 8000-Euro-Kleides stellt sich die Frage: „Ist das ein Nuttenfummel oder Haute Couture?“
Als es nach der Pause immer noch keine Ruhe gibt im Leben des bislang ganz normalen Ehepaars und es weiter Geld regnet („Im Schlafzimmer sind mindestens 30 Zentimeter gefallen“), verkommt der moralische Anspruch der beiden immer mehr. „Das sind wir doch nicht“, jammert Laurence und wirft Bruno vor, sich „wie eine gierige Ratte“ auf das Vermögen zu stürzen.
Ohnehin sind die Tage der Unbeschwertheit vorbei: Der neue Nachbar (Uwe Neumann) platzt herein und ist offenbar bestohlen worden. Warum, von wem und wie das Geld in die Wohnung von Bruno und Laurence gekommen ist, bleibt im Dunkeln. Stattdessen wird es immer turbulenter: Der Nachbar nimmt die Axt, um die Schlafzimmertür einzuschlagen und dort nach seinem Geld zu suchen. Auch die Dialoge werden immer absurder: „Warum machen Sie mir nicht die Tür auf?“, will der Nachbar wissen. „Weil wir gebumst haben.“ „Um drei Uhr nachmittags?“ „Zwei Uhr war mir zu früh“, sagt Bruno. Am Ende fallen Schüsse und hinterlassen ein Publikum, das ein wenig ratlos ist.
Dennoch gab es viel Beifall für das Schauspielerpaar, das auch im wirklichen Leben liiert ist und zuletzt mit „Anderthalb Stunden zu spät“ in Nienburg gastierte. Hermann und Collande selbst hatten das Stück des jungen französischen Autors Sébastien Thiéry in Paris in einem Theater entdeckt und auf die deutsche Bühne geholt.
Die Beiden harmonierten wie immer perfekt. „Teresas“ Wortschwall auf spanisch war anfangs niedlich, nervte dann aber immer mehr. „Mein Gott, ist die blöd“, entfuhr es Herrmann, und manch ein Zuschauer stimmte ihm sicherlich insgeheim zu. Der „Nachbar“ blieb dagegen ein wenig blass.