Theater für Niedersachsen begeistert mit zwei Aufführungen von „Die Brücken am Fluss“ im Nienburger Theater
von Sabine Lüers-Grulke
Nienburg. Besucher, die ein melancholisches Abschiedskonzert erwartet hatten, sind schnell eines besseren belehrt worden: Einen erstaunlich schönen Abend erlebten jetzt die Gäste im seit langem ausverkauften Nienburger Theater mit von Sabine Lüers-Grulke
Nienburg. Mit traurigen Cello-Klängen begann es, und damit endete es auch. Zweieinhalb Stunden lang fieberten die Zuschauer im Nienburger Theater in zwei Aufführungen von „Die Brücken am Fluss“ mit den Hauptdarstellern mit: Würden sich Fotograf Robert Kincaid und Hausfrau Francesca vielleicht doch noch kriegen?
© Sabine Lüers-Grulke/Die Harke
Einen Moment lang sah es fast so aus, doch dann ging es genauso weiter wie in dem bekannten Film von Clint Eastwood, in dem er neben Meryl Streep den einsamen Helden spielt. Francesca entscheidet sich für ihren Ehemann und die Kinder. „Deine Liebe zu deiner Familie ist ein Teil meiner Liebe zu dir“, diese Worte liest sie Jahrzehnte später in Roberts Abschiedsbrief, der sie erst nach seinem Tod erreicht.
Das sind die Szenen, in denen es die Zuschauer zu Tränen rührt. Denn die Chemie stimmt zwischen den beiden Hautpdarstellern, und Gerald Michel als Fotograf sieht auch noch um einiges besser aus als seinerzeit Clint Eastwood. Man nimmt ihnen ihr Glück ab, als sie morgens in dem schmalen Bett aufwachen, wissend, dass ihre kurze Romanze wohl nicht von Dauer sein wird. „Alles vergeht, doch das einzige, was zählt, sind die Tage neben dir“, wird der todkranke Robert viele Jahre später singen.
Aus dem Film (von 1995) beziehungsweise der Romanvorlage (1992) von Robert James Waller hat Jason Robert Brown ein Musical gemacht, das 2014 uraufgeführt wurde und seit September eben auch von der Musical-Company des TfN gespielt wird.
Die echten Ohrwürmer fehlen, doch die Musik ist äußerst abwechslungsreich mit mehr als einer Prise Country. Die acht Mann starke Band tut das ihrige, und der Gesang ist mitunter beinahe opernreif. Die schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Michel und Marysol Ximénez-Carrillo (als Francesca) überzeugen. Und während in der Filmversion das Geschehen sich hauptsächlich zwischen den beiden abspielt, lässt Craig Simmons in seiner Inszenierung auch noch acht weitere Darsteller häufig auf der Bühne agieren. Mal sind Ehemann Bud (Alexander Prosek) und die beiden Kinder Carolyn (Sandra Pangl) und Michael (Johannes Osenberg) nur Kulissenschieber, mal singen sie solo oder zanken sich äußerst authentisch.
Für Aufheiterung sorgt das alte Ehepaar Marge (Katharina Schutza) und Charlie (Jens Krause), die mitunter ebenfalls in den Chor einstimmen. Das Bühnenbild bringt mit einfachen Mitteln das Leben im ländlichen Iowa auf die Bühne: mit 60er-Jahre-Küchenmöbeln und Zaungattern, auf die man springen kann. Sehr gelungen!