„David & Götz“ bekommen vom Nienburger Theaterpublikum stehende Ovationen am Silvester-Abend
Nienburg 01.01.2020 Von Sabine Lüers-Grulke
Unter dem etwas kitschig klingenden Motto „Solang man Träume noch leben kann“ bescherten die beiden Pianisten David Harrington und Dr. Götz Östlind, kurz „David & Götz“, dem Nienburger Publikum einen außergewöhnlichen, teilweise leicht verrückten Silvesterabend. Zweimal nahezu ausverkauft war der Saal des Theaters; in beiden Vorstelllungen amüsierten sich die Zuhörer aufs Beste.
Dabei waren die zwei Berufsmusiker, die sich vor mehr als 20 Jahren im Studium kennengelernt haben, schon zum vierten Mal zu Gast auf dem Hornwerk. Warum sie sich als Showpianisten bezeichnen, stellten sie erneut unter Beweis: Denn „nur“ mit Klavierspielen, und sei es auch an zwei Flügeln gleichzeitig, lockt man heute kein so zahlreiches Publikum mehr hinter dem Ofen hervor. Der 47-jährige David ist in dem Duo die eigentliche Rampensau, obwohl er sich als „Secundo“ hinter dem smarten „Primo“ Götz zeitweilig selbst ins zweite Glied rückte. David zieht Grimassen, stöhnt und ächzt, reißt sich das Hemd auf und rückt seinem schütteren, verschwitzten Haupthaar mit einem riesigen Badehandtuch zu Leibe. „Ich habe heute einen Bad-Hair-Day“, nimmt er sich selbst auf die Schippe. Dabei singt er als ausgebildeter Tenor auch noch ausnehmend gut.
Ich habe heute einen Bad-Hair-Day.
David
Götz dagegen sieht die ganze, zweieinhalbstündige Show über aus, wie aus dem Ei gepellt. Das Publikum erfährt auch, warum: „Auf Tour isst er morgens seine Körner. Und Schalen. Und seinen halben Apfel. Während ich frühstücke!“, erzählt sein Partner neidisch: „Aber ich stehe zu meiner Rubensfigur!“
Ganz ohne Neid informierte David darüber, dass Götz der amtierende Hochgeschwindigkeitsweltmeister am Klavier sei. Das glaubt man sofort, wenn man sieht und hört, wie unglaublich schnell dieser die Tasten anschlagen kann. Und dabei noch lässig bleibt. Verspieler ohnehin ausgeschlossen.
Musikalisch ging es an diesem Galaabend von Beethovens 5. Sinfonie, einem Boogie-Woogie in drei Teilen und einem Volkslieder-Medley, das die Nienburger mitsingen durften, über Queens „Bohemian Rhapsody“ als Weltpremiere an zwei Flügeln bis hin zu eigenen Kompositionen von Götz. Stücke wie seine Sonate Nr. 5, erster Satz, sind wunderschön – ganz im Gegensatz zu vielen modernen, eher schrägen Kompositionen.
Als besonderes Bonbon holten die beiden Unterhaltungsprofis noch den elfjährigen Jan Krüger auf die Bühne, der sie bei ihrem letzten Konzert in Nienburg vor etwas mehr als einem Jahr angesprochen hatte, weil er selbst Klavier spielt. Nun durfte er vor 600 Zuhörern an Davids weißem Flügel Celine Dions „My Heart will Go On“ intonieren – ganz ohne Aufregung und fehlerfrei.